Wir folgen der Schotterstraße oberhalb des Parkplatzes auf der Hochebene Pian del Re (2.020 m) und überqueren die Brücke in der Mitte der Hochebene. Auf der anderen Seite erreichen wir nach etwa hundert Metern den großen Felsblock, an dem der Po entspringt (Hinweisschild auf einem Felsen). Es ist kaum zu glauben, dass dieser kleine Bach ganz Norditalien durchquert und der längste Fluss Italiens wird.
Wir folgen dem Weg, der nach Süden ansteigt und erreichen in weniger als zwanzig Minuten den aus der Eiszeit stammenden See lago Fiorenza (2.113 m), in dem sich an schönen Tagen die Nordwand des Monviso spiegelt, der höchste Gipfel der Provinz Cuneo. Dieses Gebiet war bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein geschätztes Ausflugsziel, als das kleine Boot „Die Schöne Florentinerin“ die Touristen eine Runde über den See trug. Am Seeufer kann man nach dem Regen leicht auf den Lanzas Alpensalamander treffen. Das Tier ist endemisch in den Cottischen Alpen und schwarz wie Lakritz.
Wir gehen am linken Ufer des Sees entlang. An seinem Ende lassen wir den Weg zur Berghütte Giacoletti rechts liegen und steigen in Kehren zwischen Felsbrocken und Gras hinauf bis zu einem grasigen Pass.
Hier ragt links das dreieckige Profil des Viso Mozzo elegant empor.
Der Weg verläuft rechts unterhalb eines Felsmassivs gegenüber dem Seitental Rio dei Quarti.
Kurz darauf erreichen wir eine Wegkreuzung mit Blick auf den See lago Chiaretto (2.261 m), dreieckig und intensiv türkisfarben, der unterhalb in einer Schuttmulde liegt. Seine Färbung verdankt er einem Mineral, dem Smaragdit, das im Grüngestein des Monviso (Ophiolithe) enthalten ist.
Wir folgen einem Pfad hinab zum Ufer des Sees, der heute deutlich kleiner ist als er es früher einmal war. Im Sommer 1989 löste sich nämlich plötzlich ein enormer Teil des Coolidge-Gletschers, stürzte in den See und füllte einen Teil davon für immer auf. Genau in jenem Moment befanden sich zwei Bergsteiger in der Biwakschachtel Falchi-Villata, die auf 2.680 m auf einem Felssporn im unteren Teil der Coolidge-Rinne liegt. Obwohl sie von dem Gletschersturz überrollt wurden, blieben sie wie durch ein Wunder unverletzt. Wenn man vom See in Richtung der Nordostwand des Monviso schaut, kann man sowohl die Rinne als auch die grellrote Biwakschachtel gut sehen.
Wir kehren zurück zur Wegkreuzung und folgen den Hinweisschildern zum Lausetto-See. In der Entfernung hören wir die Abgänge von Steinlawinen von der Nordostwand des Monviso. Wir steigen einige Kehren wieder hinauf, ignorieren einen Weg, der links zur Berghütte Quintino Sella führt, halten uns rechts und überqueren eine aussichtsreiche, grasige Mulde, die von Schwindel erregenden Felswänden gekrönt ist.
Wir erreichen einen Sattel (2.389 m), den höchsten Punkt der Route.
Bergab ignorieren wir den Abzweig links in Richtung Berghütte Giacoletti. Unter uns erscheint der kleine lago Lausetto (2.324 m), ein flacher, länglicher See.
Zwischen dem Lausetto und einem weiteren kleinen See ignorieren wir den Weg, der rechts hinunter zum Fiorenza-See führt, gehen weiter über Felsen und dann wieder auf einem Weg.
Nach einer Biegung taucht unvermittelt der lago Superiore (2.313 m) in all seiner Schönheit auf. Der große, tiefe See erstreckt sich auf einem Logenplatz genau zweihundert Meter senkrecht über dem Fiorenza-See, der ideale Platz für eine Pause.
Anschließend wandern wir bergab auf einem steileren Weg, vorbei an einem Schwindel erregenden Aussichtspunkt. Etwas tiefer gehen wir den einzigen Abschnitt an, der Vorsicht erfordert: die gut mit Seil und Ketten ausgestattete Überquerung des Wasserfalls (cascata dell’emissario del lago) am Abfluss des Superiore-Sees. Die meisten Probleme gibt es zu Beginn der Saison, wenn die Wassermenge aufgrund der Schneeschmelze beträchtlich ist.
Wir setzen unseren Abstieg auf halber Hanghöhe fort bis zum Eingang des Traversette-Seitentals. Wir überqueren den Bach und folgen bergab dem Saumpfad, einer alten Salzstraße, zurück zur Hochebene Pian del Re, wo wir unsere wunderbare Rundwanderung im Angesicht des majestätischen Königs aus Stein beenden.
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