Von der Wallfahrtskirche aus folgen wir der Asphaltstraße, die zum kleinen Platz des roccia dell’apparizione – des Erscheinungsfelsen – führt, einem enormen Findling, auf dessen Spitze die Statue der Heiligen Anna steht. Laut Überlieferung soll die Mutter Marias genau hier dem Hirtenmädchen Anna Bagnis erschienen sein.
Wir nehmen die Militärstraße, die Anfang des 20. Jahrhunderts vom Heer gebaut wurde, und nach rund hundert Metern lassen wir den Saumpfad, der zum Tesina-Pass führt und den wir auf dem Rückweg gehen werden, rechts liegen. Wir kommen zur Mulde, die den flachen laghetto del colle di Sant’Anna umschließt, gehen am rechten Ufer um den kleinen See herum, indem wir der Fahrpiste folgen, die sich sanft südwärts windet.

© Cuneotrekking
Nach einem Abschnitt zwischen Rundhöckern geht die Straße mit zahlreichen Serpentinen weiter, ein außergewöhnliches Zeugnis des militärischen Ingenieurwesens, die am Pass colle Sant’Anna (2.307 m) enden.

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Wenn man auf die französische Seite hinüberblickt, erscheint das raue Seitental Vallone Chastillon, das hinab ins Tinée-Tal führt.
Ohne die Grenze zu überschreiten gehen wir auf der Fahrpiste leicht bergauf zur Berghütte rifugio Tallone. Das ursprüngliche Militärgebäude ist heute privat. Die Straße setzt sich in einer sanften Grasmulde fort, die mit steinernen Ruinen übersät ist, und macht einige Kehren.
Wir gehen um einen Grat herum und die Aussicht ändert sich vollständig: Ein etwas ausgesetzterer Abschnitt erwartet uns und Vorsicht ist geboten. Wir gehen an schlanken Felsnadeln vorbei mit einem unglaublichen Ausblick auf den Sant’Anna-See (zu dem wir auf dem Rückweg absteigen werden). Dann verliert der Saumpfad etwas an Höhe und beschreibt einen langen Halbkreis, gestützt von beachtenswerten Trockenmauern.

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Eine kleine Holzbrücke und eine Kette helfen uns sicher über einen Erdrutsch hinweg.

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Etwas weiter gehen wir um einen zweiten Grat herum und gelangen in das schattige und einsame Seitental, das mit dem Aufstieg zum Pass colle del Lausfer (2.430 m) endet. In der kleinen Kaserne zu seiner Rechten kann man leicht Steinbockherden antreffen, die hier ansässig geworden sind. Auf der französischen Seite erscheinen drei wunderschöne Seen, die laghi Lausfer sottani, die wir von oben bewundern.
Der Weg verläuft rechts auf halber Hanghöhe weiter, vorbei an einem grasigen Sattel, wo sich Überreste von kleinen Kasernen und Bunkern des Alpenwalls befinden. Vom Pass aus bewundern wir den herrlichen See lago Lausfer soprano, der mal grün, mal türkisfarben schimmert und am Fuß des Testa Auta del Lausfer liegt. Hier haben wir den idealen Platz für eine erholsame Rast gefunden.

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Anschließend gehen wir auf dem Weg bergab, der links am See entlang führt. Es geht über einige einfache Felsen und dann bergab bis zu einer ersten Anhöhe. Wir setzen unseren Weg durch die oberhalb gelegene Grasmulde fort und erreichen eine zweite Anhöhe. Insgesamt müssen wir rund hundert Höhenmeter überwinden.
Danach wird der Weg flacher, aber schmaler. Mit einer gewissen Vorsicht ob der Steilheit des Grats erreichen wir den nahegelegenen Pass colle Saboulè (2.460 m), den höchsten Punkt der Route, umgeben von der strengen Hochgebirgslandschaft.

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Wir wenden uns entschieden nach rechts und kehren auf italienisches Gebiet zurück. Der Weg, nun wieder Saumpfad, geht vor einer kleinen Kaserne her und beschreibt dann einen langen Halbkreis unterhalb der steilen Felshänge des Testa Auta del Lausfer. Dies ist ein aufregender Abschnitt, immer auf halber Hanghöhe im oberen Teil des Seitentals Vallone Roccias Lion, wo zwei weitere Seen liegen.

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Stets der Bergflanke auf dem in den Fels gehauenen Weg folgend gelangen wir zum aussichtsreichen passo Tesina (2.400 m).

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Beim Wiedereintritt in das Sant’Anna-Tal ändert sich die Landschaft erneut: Gemächlich steigen wir zu den letzten fünf Seen hinab und schließlich zur Wallfahrtskirche und beenden eine der faszinierendsten Wanderrouten der Seealpen.

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